Seeing???

Bei der Wahl eures Equipments solltet ihr auch das Seeing mit einbeziehen. Wie gut ist das Seeing am Beobachtungsplatz?

Wenn ich mal den 18mpix-APS-C-Sensor von Canon als Grundlage nehme, ergibt sich bei einem 8"/5 Teleskop ein Abbildungsmaßstab von ca. 0,9''/Pixel. Ein Teleskop mit 8" Öffnung erreicht eine theor. Auflösung von knapp 0,7''. Man könnte den Sensor also Pixelgenau mit Informationen versorgen wenn man ein 8" Teleskop mit ca. 1.000mm Brennweite an z.B. einer Canon EOS 600D verwenden würde. Dummerweise schlägt genau jetzt das Seeing zu und macht einen Strich durch die Rechnung. Bei einem Seeing von 2'' werden Langzeitbelichtungen (Galaxien, PN, ...) vorwiegend Pixelmatsch produzieren, so dass viele der möglichen Details einfach vom Seeing vernichtet werden und Sternscheibchen werden aufgebläht. Was bei der visuellen Beobachtung wichtig ist, eine möglichst große Öffnung, ist bei der Astrofotografie ab einem gewissen Punkt also nicht mehr ganz so entscheidend. Ein 10"/8 RC mit einer DSLR, löst in der Theorie 0,42''/Pixel auf, aber was bringt das, wenn richtig gutes Seeing 2" bedeutet?

In den meisten Fällen kann man wohl von einem Seeing von 3"-5" ausgehen. 3" Sind dabei aber schon als gutes Seeing zu bewerten. Die von mir weiter oben angesprochenen 2" sind eher die Ausnahme! Ein Stern, der aufgrund seiner Entfernung als Punktlichtquelle zu sehen ist, wird aber durch das Seeing ein flächiges Objekt. Bei einem Abbildungsmaßstab von 0,42"/Pixel und 5"-Seeing würde ein Stern also auf min. 12x12 Pixel "aufgebläht. Von nadelfeiner Sternabbildung kann man da schon nicht mehr sprechen und in den meisten Fällen wirken kleinere Sternscheibchen auch ästhetischer.

Welchen Abbildungsmaßstab sollte man nun also anstreben? Nimmt man die Erkenntnis des Physikers Harry Nyquist, dass vereinfacht formuliert ein Sensor mindestens doppelt so hoch auflösen muss wie das zu erfassende Bilddetail klein ist und setzt das in Relation zum lokalen Seeing von 3"-5", dann ergibt sich für die meisten von uns ein optimaler Abbildungsmaßstab von 1"-2" pro Pixel.

Der Abbildungsmaßstab in Bogensekunden pro Pixel errechnet sich nach folgender Formel:

 

Der Abbildungsmaßstab in Bogensekunden pro Pixel (X) entspricht in etwa der 206fachen Pixelgröße (p) in µm geteilt durch die Brennweite des Teleskops (f) in mm.

 

Als Daumenwert für alle 18mpix-APS-C-Besitzer:

Den oben genannten sinnvollen Abbildungsmaßstab von 1"-2" erreicht ihr bereits mit einem 80er f/6 ED APO (Brennweite 480mm ergibt ca. 1,8"/Pixel) bis hin zu einem 8" f/5 Newton (Brennweite 1.000mm ergibt ca. 0,9"/Pixel). Teleskope mit weniger als 400mm Brennweite oder mehr als 1.000mm Brennweite solltet ihr also nur in Betracht ziehen, wenn ihr ganz genau wisst warum. Um die Frage direkt vorweg zu nehmen, JA ich halte mich selbst nicht an ganz diese Weisheit, zumindest mein 8" ACF in Verbindung mit meiner umgebauten 600D löst zu hoch auf (extremes Oversampling). Ohne Reducer liegt der Abbildungsmaßstab bei ca. 0,5"/Pixel, mit Reducer bei ca. 0,65"/Pixel, was aber immer noch deutlich zu fein ist, dennoch für mich pers. eine gute Wahl (siehe 8" ACF unten), die ich aber keinem Einsteiger empfehlen möchte!


Wenn ihr also euren Wunschzettel schreibt, denkt daran, manchmal ist ein kleineres Teleskop die bessere Wahl.