Bilder mit nachgeführter Kamera

Bei der Wahl der Montierung seid ihr in erster Linie durch euren Geldbeutel limitiert und in zweiter Linie durch euren inneren Schweinehund. Eine Montierung kann im Prinzip nie zu groß oder zu stabil sein, allerdings kann sie zu schwer sein, so dass ihr eure Ausrüstung nicht mehr tragen könnt oder wollt. Die beste Ausrüstung aber ist diejenige, die man regelmäßig nutzt! Genau hier steckt ihr in einer kleinen Zwickmühle, viel Geschleppe ist Futter für den inneren Schweinehund und ihr werdet mit Sicherheit die ein oder andere Chance eben wegen des Schweinehundes liegen lassen, eine leichtere Montierung kann man dafür aber nicht so hoch belasten...

Astroequipment ist teuer, vor allem zu teuer um mal eben in das Thema reinzuschnuppern und dann alles in der Ecke verstauben zu lassen, aber der "Billig-Schrott" der häufig für Astrofotos beworben wird, ist eben genau das, Schrott! Also welche Möglichkeiten gibt es?

Ein guter Einstieg ist meiner Meinung nach die Star Adventurer von Skywatcher. Die Montierung ist sehr klein, extrem leicht, hat einen Timerauslöser für Canon-Kameras serienmäßig und passt auf nahezu jedes Fotostativ. Diese Eigenschaften machen sie auch zu einem perfekten Reisebegleiter, so dass die Star Adventurer auch nicht überflüssig wird, wenn man sich eine größere Montierung mit einem Teleskop anschafft. Auf diese Weise erzielt ihr relativ schnell gute Ergebnisse und lernt abzuschätzen, welchen Aufwand man später treiben muss um "bessere" Bilder zu bekommen, aber ihr kauft definitiv 2-mal, wenn ihr dabei bleibt! Und wer selbst den kleinen Aufwand scheut, eine Star Adventurer samt Kamera auszurichten, der sollte auf jeden Fall noch einmal über das ganze Thema nachdenken. Wenn ihr Flugreisen oder Rucksacktouren in die Alpen für Astrofoto ausschließen könnt/wollt und euer kleiner innerer Schweinehund recht zahm ist, dann könnt ihr auch direkt über eine "richtige" Montierung nachdenken. Gebraucht ein wenig teurer als die Star Adventurer neu aber recht zukunftssicher wäre eine Montierung wie z.B. die EQ5 Skyscan mit Motoren an beiden Achsen und einem Autoguider-Anschluss. So eine Montierung würde immerhin auch einen kleinen APO (oder einen kleinen Newton) inkl. Autoguider noch gut verkraften.

Lange Rede kurzer Sinn, sowohl Star Adventurer als auch EQ5, Vixen-GP, EXOS-2 usw. haben ihren Charme, der einen Stärke ist der anderen Schwäche. Wenn es euch irgendwie möglich ist, schaut euch eine EQ5 oder andere Montierung dieser Größenordnung mal live an und überlegt ob ihr diese, ohne mit der Wimper zu zucken, packen und hinausgehen würdet zum fotografieren. Wenn ihr auch nur leiseste Zweifel daran habt, weil euch die Montierung zu groß erscheint, dann nehmt lieber die Star Adventurer! Die beste Montierung ist die, die man auch gern und häufig nutzt! Wenn ihr dann dabei bleibt und euch ggf. eine Montierung EQ6-Klasse gönnt, dann mit dem Wissen, warum ihr solchen Aufwand treiben wollt und ihr plant auch die Nächte anders.

Auch wenn ihr euch direkt für den Kauf einer größeren Montierung entscheiden solltet, würde ich euch dennoch dringend empfehlen mit kleinen Brennweiten und Fotoobjektiven anzufangen und nicht direkt durch ein Teleskop zu fotografieren. Mond-Schnappschüsse gehen natürlich fast immer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Bild oben seht ihr die Star Adventurer auf einem normalen Fotostativ mit montierter Canon EOS 600D(a), das „(a)“ steht dabei für astromodifiziert und einem 85mm Objektiv von Sigma (85/1.4 EX).

Mit genau diesem Equipment ist unter anderem dieses Bild entstanden: 

 

Für den Einstieg würde ich sagen, dass hier schon fast das sinnvolle Maximum erreicht ist, vor allem hinsichtlich der Brennweite!

Alles was darüber hinaus geht, schwere Montierung, größere Brennweite, fokale Fotografie durch ein Teleskop, Goto-Alignment usw. sind für einen Einsteiger schon eine echte Herausforderung und können schnell zu Frust führen. Das fängt beim Aufbau der Ausrüstung an, geht beim Aufsuchen von Objekten weiter und endet bei der Nachführung bzw. Fehlern bei eben dieser. Also tut euch selbst den Gefallen und steigt langsam ein! Bis ihr zum ersten Mal eine parallaktische Montierung sauber aufgebaut habt (inkl. einnorden) und das Goto eingerichtet habt kann schon mal schnell eine Stunde vergehen und sofern man keine stabile Wetterlage hat, kann es sein, dass während des Aufbaus die ersten Wolken das Ende der Fotonacht verkünden... Auch wenn eine EQ5 zukunftssicherer erscheint und euch mehr Möglichkeiten in Sachen Autoguider und Tragfähigkeit bietet, müsst ihr das gegen das geringe Gewicht und den schnelleren Aufbau einer Star Adventurer abwägen.

Die 85mm sind schon eine Herausforderung am Anfang, denn zum einen müsst ihr die Montierung jedes Mal auf´s Neue auf den Himmelspol ausrichten und auch jedes Mal wieder die Objekte suchen, die ihr fotografieren wollt. Wenn das alles zur Routine wird, probiert es mal mit mehr Brennweite. Je höher die Brennweite, desto genauer muss die Nachführung/Ausrichtung auf den Pol sein! Hier ein paar Bilder mit 135mm bzw. 200mm:

Antares-Region bis Rho Ophiuchi mit 135mm Brennweite und Canon 600D(a)

 

Gürtel und Schwert des Orion mit 200mm Brennweite und Canon 600D(a)

 

Wenn der Aufbau der Star Adventurer zur Routine wird, 200mm Brennweite und mehr für euch auch über eine längere Belichtungszeit hinweg beherrschbar sind, dann könnte es an der Zeit sein, sich ernsthaft mit einem Teleskop/einer Montierung auseinander zu setzen. Da ihr ja auch schon ein paar Objekte aufgenommen habt, sollten auch eure Prioritäten ein wenig klarer geworden sein. Großflächige Nebel, oder doch kleine planetarische Nebel? Galaxie oder Mond?